Legacy IT Glossar
Dieses Glossar bietet eine Übersicht über wichtige Begriffe im Bereich der Legacy IT, speziell im Finanzwesen. Legacy IT bezeichnet veraltete, aber weiterhin genutzte IT-Systeme, die oft im Kern von Unternehmen stehen und entscheidend für die Abwicklung von Prozessen sind. Das Glossar erklärt Schlüsselbegriffe wie Programmiersprachen, Datenbanken, Betriebssysteme und Methoden, die für den Betrieb und die Modernisierung dieser Systeme entscheidend sind. Es richtet sich an Fachleute, die sich mit der Verwaltung, Integration oder Modernisierung von Altsystemen befassen.
A
Assembler
Eine Maschinensprache-nahe Programmiersprache, die direkte Kontrolle über die Hardware bietet. Assembler wird häufig in Mainframe-Umgebungen verwendet, um hochoptimierte und effiziente Programme zu schreiben, die auf die spezifische Architektur der Hardware zugeschnitten sind.
B
Batch-Verarbeitung
Ein Verarbeitungsmodell, bei dem große Datenmengen in stapelweisen Jobs verarbeitet werden, oft über Nacht oder außerhalb der Hauptgeschäftszeiten. Batch-Verarbeitung ist typisch für Legacy-Systeme und ermöglicht die effiziente Ausführung sich wiederholender Aufgaben, wie Lohnabrechnung oder Transaktionsverarbeitung.
BS2000
Der Begriff steht für ein Mainframe-Betriebssystem, das von Siemens entwickelt und heute von Fujitsu weitergeführt wird. Es unterstützt Großrechner in Unternehmen, besonders in Europa, und ist für seine Stabilität und Effizienz bei der Verwaltung von großen Datenmengen und Transaktionen bekannt. Typische Einsatzbereiche sind Banken, Versicherungen und die öffentliche Verwaltung.
C
CEC (Central Electronic Complex)
Die zentrale Komponente eines IBM-Mainframes, die aus Prozessoren, Speicher und anderen Steuerungselementen besteht. Der CEC bildet das Herzstück des Mainframe-Computers und ist verantwortlich für die Steuerung und Koordination der Rechenleistung.
CICS (Customer Information Control System)
Ein Transaktionsserver von IBM, der die Verwaltung von Online-Transaktionen auf Mainframes unterstützt. CICS ermöglicht es Unternehmen, gleichzeitig Tausende von Benutzern zu bedienen, und wird häufig in Bereichen wie Banken, Versicherungen und Einzelhandel eingesetzt.
COBOL (Common Business Oriented Language)
Eine der ältesten Programmiersprachen, die in den 1950er Jahren entwickelt wurde und bis heute in vielen Unternehmen, besonders im Finanzwesen, zur Verarbeitung von Massendaten und für geschäftliche Anwendungen genutzt wird. COBOL ist bekannt für seine einfache Lesbarkeit und seine Anwendung in kritischen Unternehmenssystemen.
D
DB2
Ein relationales Datenbanksystem von IBM, das für große Unternehmen entwickelt wurde. DB2 wird auf verschiedenen Plattformen, einschließlich z/OS, verwendet und bietet eine zuverlässige Datenbanklösung für die Verarbeitung großer Datenmengen und anspruchsvolle Anwendungen.
E
Emulation
Ist ein Prozess, bei dem ein System oder eine Software die Funktionalität eines anderen Systems nachahmt. In der Legacy IT dient Emulation oft dazu, ältere Software auf moderner Hardware oder in modernen Umgebungen lauffähig zu machen, ohne die Anwendungen selbst ändern zu müssen. Emulationslösungen helfen, Legacy-Systeme und -Daten weiterhin nutzbar zu halten, wenn die Originalhardware oder -software veraltet oder schwer zu warten ist.
F
Fortran (Formula Translation)
Fortran ist eine der ältesten Programmiersprachen und wurde ursprünglich für wissenschaftliche und technische Berechnungen entwickelt. Obwohl Fortran vor allem in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen zum Einsatz kommt, wird es auch heute noch in einigen Legacy-Umgebungen genutzt, insbesondere in der Luft- und Raumfahrt sowie der Wetterforschung.
I
IBM 704
Ein früher Großrechner von IBM, der in den 1950er Jahren entwickelt wurde und der erste Computer war, der Gleitkommaarithmetik unterstützte. Der IBM 704 wurde hauptsächlich für wissenschaftliche und technische Berechnungen verwendet und markierte einen bedeutenden Schritt in der Computerentwicklung.
IMS/DLI
IMS (Information Management System) ist ein hierarchisches Datenbanksystem von IBM, das erstmals 1968 eingeführt wurde und speziell für den Einsatz auf IBM-Mainframes entwickelt wurde. Es besteht aus zwei Hauptkomponenten: der Datenbankkomponente IMS DB und der Transaktionskomponente IMS TM (Transaction Manager). Die Data Language/I (DLI) ist die Schnittstelle, über die Anwendungen auf die IMS-Datenbank zugreifen können. DLI ermöglicht das Lesen, Schreiben und Aktualisieren von Daten, die in IMS-Datenbanken gespeichert sind. IMS/DLI wird vor allem von Banken, Versicherungen und der öffentlichen Verwaltung eingesetzt, wo eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit gefordert sind.
J
JCL (Job Control Language)
Eine Skriptsprache, die auf Mainframes verwendet wird, um die Ausführung von Batch-Jobs und anderen Systemaufgaben zu steuern. JCL wird genutzt, um Aufgaben wie die Dateiübertragung, Sortierung und Datenverarbeitung in großen Unternehmen zu automatisieren.
M
Mainframe
Ein Großrechner, der für die Verarbeitung großer Datenmengen und zahlreiche gleichzeitige Benutzer entwickelt wurde. Mainframes bieten hohe Rechenleistung, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit und werden häufig von großen Unternehmen in Branchen wie Banken und Versicherungen genutzt.
Middleware
Software, die es ermöglicht, unterschiedliche Systeme und Anwendungen, einschließlich moderner und Legacy-Systeme, miteinander zu verbinden. Middleware wird verwendet, um Daten und Funktionen zwischen Systemen auszutauschen, ohne dass grundlegende Änderungen an den Legacy-Systemen notwendig sind.
MQSeries
IBM MQSeries (heute IBM MQ) ist eine Messaging-Middleware, die 1993 eingeführt wurde. Sie ermöglicht eine zuverlässige und sichere Kommunikation zwischen verschiedenen Anwendungen, unabhängig von Plattform oder Sprache. Unternehmen nutzen MQSeries, um Daten zwischen verschiedenen Systemen und Anwendungen zu übertragen, ohne dass direkte Verbindungen notwendig sind.
MVS (Multiple Virtual Storage)
MVS ist ein Betriebssystem, das IBM in den 1970er Jahren speziell für seine Großrechner entwickelt hat. Es ermöglichte erstmals eine echte Multiprogramming-Umgebung auf IBM-Mainframes und wurde später zum Standardbetriebssystem für diese Systeme. MVS erlaubt die gleichzeitige Ausführung mehrerer virtueller Speicherbereiche, was eine höhere Effizienz und Zuverlässigkeit im Batch- und Online-Betrieb garantiert. Es wurde über die Jahre weiterentwickelt und bildete die Grundlage für spätere IBM-Betriebssysteme wie OS/390 und z/OS, die noch heute auf vielen Mainframes weltweit im Einsatz sind.
P
PL/I (Programming Language One)
Eine universelle Programmiersprache, die in den 1960er Jahren entwickelt wurde, um sowohl wissenschaftliche als auch geschäftliche Anwendungen zu unterstützen. PL/I wird besonders in großen, datenverarbeitenden Systemen verwendet, ähnlich wie COBOL, und bietet umfangreiche Funktionen für String-Manipulation, Dateiverarbeitung und numerische Berechnungen.
PL/SQL (Procedural Language/Structured Query Language)
Eine erweiterte Programmiersprache, die speziell für Oracle-Datenbanken entwickelt wurde. PL/SQL kombiniert SQL (Structured Query Language) mit prozeduralen Programmiersprachen-Elementen wie Schleifen, Bedingungen und Ausnahmenbehandlung, um komplexe Datenbankanwendungen zu erstellen.
R
RPG (Report Program Generator)
Eine Programmiersprache, die hauptsächlich auf IBM-Midrange-Computern verwendet wird. RPG wurde ursprünglich entwickelt, um Geschäftsberichte zu erstellen, und wird bis heute in vielen Legacy-Umgebungen genutzt, insbesondere in der Finanzbranche.
S
Siemens System 4004
War ein Großrechnersystem, das ab 1965 von Siemens vermarktet wurde. Es wurde hauptsächlich für industrielle und wissenschaftliche Anwendungen genutzt und fand Einsatz in Bereichen wie der Fertigungssteuerung, Telekommunikation und Verwaltung großer Datenmengen.
SNA (Systems Network Architecture)
Eine von IBM entwickelte Netzwerktechnologie, die vor allem in Mainframe-Umgebungen verwendet wurde, um die Kommunikation zwischen verschiedenen Recheneinheiten zu steuern. SNA wird in modernen Systemen durch TCP/IP ersetzt, ist aber in vielen Legacy-Umgebungen weiterhin aktiv.
SOA (Service-Oriented Architecture)
Ein Architekturansatz, bei dem Anwendungen als lose gekoppelte Dienste gestaltet werden. SOA ermöglicht es, Legacy-Systeme in moderne IT-Umgebungen zu integrieren, indem deren Funktionen als Dienste bereitgestellt werden, die von anderen Anwendungen genutzt werden können.
Sunset Application
Ein Begriff, der sich auf das schrittweise Auslaufen von veralteten Anwendungen bezieht. Diese Anwendungen werden oft noch betrieben, aber nicht mehr aktiv weiterentwickelt und durch modernere Lösungen ersetzt.
T
TPF (Transaction Processing Facility)
Ein Betriebssystem von IBM, das speziell für hochvolumige, transaktionsorientierte Systeme entwickelt wurde. Es wird häufig in der Luftfahrt, im Bankwesen und im Einzelhandel eingesetzt, wo schnelle und zuverlässige Verarbeitung unerlässlich ist.
TSO (Time-Sharing Option)
TSO ist eine interaktive Komponente des IBM-Betriebssystems z/OS, die es mehreren Benutzern ermöglicht, gleichzeitig auf Mainframe-Ressourcen zuzugreifen. Benutzer können so direkt mit dem Mainframe kommunizieren, Programme ausführen und Daten bearbeiten. TSO ist besonders in der Entwicklung und Verwaltung von Mainframe-Anwendungen verbreitet und erleichtert Entwicklern den Zugang zu den Ressourcen des Mainframes.
TWS (Tivoli Workload Scheduler)
TWS ist ein von IBM entwickeltes Tool zur Automatisierung von Batch-Workloads und zur Planung von IT-Prozessen. Es stellt sicher, dass kritische Aufgaben in einer bestimmten Reihenfolge und zu festgelegten Zeiten ausgeführt werden. TWS ist in großen IT-Umgebungen beliebt, da es Arbeitslasten optimiert und sicherstellt, dass Prozesse unabhängig von der Systemlast effizient ablaufen.
V
VSAM (Virtual Storage Access Method)
Eine Dateizugriffsmethode in IBM-Großrechnern, die für die Verwaltung von Daten in logischen Dateien verwendet wird. VSAM ist besonders wichtig für die Verarbeitung großer Datenmengen und bietet effiziente Mechanismen zum Speichern und Abrufen von Daten.
Z
z/OS
Ein von IBM entwickeltes 64-Bit-Betriebssystem, das speziell für Mainframe-Computer ausgelegt ist. z/OS unterstützt Hochverfügbarkeit, Sicherheit und Skalierbarkeit und ist bekannt für seine Fähigkeit, enorme Mengen an Transaktionen und Daten zu verarbeiten. Es wird oft in großen Unternehmen im Finanzsektor eingesetzt.