„Banken im Umbruch: Technik in der Commerzbank von 1870 bis heute“
Eine kurze Rezension

Von Werner Dorschel

Die „Technik in der Commerzbank von 1870 bis heute“ ist Gegenstand einer Publikation der Eugen-Gutmann-Gesellschaft. *

 

In Zeiten der digitalen Transformation beschäftigt sich eine aktuelle Neuerscheinung mit den im Bankbetrieb eingesetzten Techniken über einen Zeitraum von 150 Jahren. Und dies verfasst von drei promovierten Historikern? Dies erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich.

Das Vorwort verfasst der ehemalige COO der Commerzbank Andreas de Maizière – ein ausführliches Interview mit dem ehemaligen Vorstandsmitglied für Technologie und Operations, Frank Annuscheit, beendet den neuesten Band in der Reihe Banken im Umbruch.

Warum ist es für den Leser im Jahre 2020 sehr wohl von großem Interesse die knapp 200 Seiten des vorgelegten Bandes zu lesen?

Zum einen wird selbst für den gelernten Bankkaufmann die Geschichte der modernen Privatbanken eindrucksvoll und plastisch geschildert. Zum anderen werden die wechselvollen Strategiewendungen des sich entwickelnden Bankkonzerns Commerzbank in Hinblick auf die Bedeutung von Technik und Technologien in der Bereitstellung und Abwicklung von Bankprozessen nachvollziehbar und verständlich dargestellt.

Der Beginn der Datenverarbeitung mit der Erfindung der Lochkarten durch Hollerith bis hin zum Nutzen der Blockchain-Technologien sind Ausgangspunkt und vorläufige Zwischenstationen bei der Nutzung von sich verändernden technologischen Verfahren und Infrastrukturen bei der Abwicklung von Bankprozessen. Man sieht die Technologie als Treiber der Bankorganisation. Gleichzeitig wird die Akzeleration der Innovationszyklen sehr deutlich und sich daraus ergebende zwingende Veränderungen der Geschäftsmodelle der Bankindustrie.

Besonders interessant ist die abzulesende wechselvolle Geschichte der Sourcing-Strategien der Bank. Die wiederum Ihrerseits systematisch ist für die gesamte Kreditwirtschaft. Der Stolz, Technologien inhouse zu beherrschen wird abgelöst von der konsequenten kostenorientierten Auslagerung von automatisierten Reproduktionsprozessen an Provider außerhalb der Bank selbst. Das Transformationsprinzip der Digitalisierung ist – so zeigt diese Retrospektive der Banktechnologie sehr deutlich – nicht neu. Technologie treibt das Geschäftsmodell.

Gleichzeitig wird ebenso bei der Lektüre dieses lesenswerten Bandes nachvollziehbar, dass die Nutzung technologischer Entwicklungen eine notwendige aber in keiner Weise eine hinreichende Bedeutung für die Erfolgsgeschichte eines Finanzinstitutes ist. Den letztlich ist die Technologie für alle im Wettbewerb verbindlichen Kreditinstitute eine „wettbewerbsneutrale“ conditio sine qua non. So wird also deutlich: Technologie ist lediglich ein Mittel zum Zweck und in keiner Weise Selbstzweck.

Eine empfehlenswerte und von Nicht-IT-Leuten geschriebene Retrospektive der Geschichte der Bank-IT.

 

* Wer war eigentlich Eugen-Gutmann?
Eugen Gutmann war Gründer der Dresdner Bank, die bekanntermaßen in der Commerzbank aufging.

 

Banken im Umbruch: Technik In der Commerzbank von 1870 bis heute (1. Aufl.; Henrich Druck + Medien GmbH; 26. September 2019; Christian Berg, Detlef Kraue, Stefan Stein)

Einblick in das 219-seitige Werk (Quelle: Henrich Druck + Medien GmbH)

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