Was Banken jetzt über Architektur, Regelwerk und Marktakzeptanz wissen sollten
Die Vorbereitungsphase für den Digitalen Euro schreitet weiter voran. Mit dem dritten Fortschrittsbericht hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2025 konkrete Einblicke in die Ausgestaltung geliefert. Parallel dazu laufen die Gesetzgebungsarbeiten, die bis spätestens zum zweiten Quartal 2026 abgeschlossen sein sollen. Finanzinstitute stehen damit vor der Aufgabe, ihre bestehenden Zahlungsverkehrsinfrastrukturen frühzeitig auf die neuen Anforderungen einzustellen – auch wenn der endgültige Startzeitpunkt des Digitalen Euro noch offen ist.
Digitaler Euro: Anstehende Meilensteine (letztes Update: 23.09.2025)
- Q3 / 2025: Veröffentlichung der Ergebnisse aus Nutzerstudien und Fokusgruppen durch die EZB.
- Oktober 2025: Entscheidung des EZB-Rats über die Fortführung nach der Vorbereitungsphase.
- Bis Anfang 2026: Politische Einigung auf EU-Ebene über den gesetzlichen Rahmen für den digitalen Euro.
- Ab 2026: Beginn einer möglichen Umsetzungs- und Einführungsphase (EZB rechnet mit 2–3 Jahren bis zur tatsächlichen Ausgabe).
Aktueller Stand des Projekts
Die EZB arbeitet an einem umfassenden Regelwerk, das die Grundlage für eine einheitliche Nutzung des Digitalen Euro im Euroraum schaffen soll. Über eine eigens geschaffene Innovationsplattform testen derzeit rund 70 Marktteilnehmer technische Funktionen und Anwendungsfälle – darunter auch Szenarien für bedingte Zahlungen, programmierbare Logik und Offline-Transaktionen. Auch DPS ist an dieser Plattform beteiligt und bringt einen praxisnahen Use Case ein. Damit sollen frühzeitig praktische Erkenntnisse gewonnen werden, wie sich der Digitale Euro in bestehende Finanzinfrastrukturen einbetten lässt.
Parallel führt die EZB Nutzerstudien durch, um die Bedürfnisse von Händlern, Verbrauchern und besonderen Zielgruppen in die Ausgestaltung einfließen zu lassen. Für Finanzinstitute bedeutet dies, dass die künftigen Regelungen nicht nur technologische, sondern auch organisatorische Anpassungen erfordern werden.
Architektur und Interoperabilität: Finanzinstitute als Intermediäre
Die vorgesehene Architektur des Digitalen Euro positioniert Banken und andere Zahlungsdienstleister als zentrale Intermediäre. Über dedizierte API-Schichten stellen sie Services für Transaktions- und Liquiditätsmanagement, Onboarding, Nutzerverwaltung sowie Konfliktlösung bereit.
Über den Digital Euro Access Gateway erfolgt die Anbindung an das Eurosystem. Dort werden u. a. Settlement, Alias- und Onboarding-Services, Fraud-Management sowie Tokenisation abgewickelt. Finanzinstitute werden damit nicht nur zu Verteilstellen des Digitalen Euro, sondern auch zu Garanten für Reichweite und Interoperabilität.
Ein Kernelement ist die sichergestellte Erreichbarkeit: Jede teilnehmende Bank muss sowohl als payer’s intermediary wie auch als payee’s intermediary agieren. Damit wird gewährleistet, dass der Digitale Euro grenzüberschreitend und institutsübergreifend nahtlos funktioniert.
Praxisrelevanz für Finanzinstitute
Die Einführung des Digitalen Euro betrifft Banken auf mehreren Ebenen:
- Technisch, weil bestehende Systeme und Schnittstellen erweitert werden müssen.
- Organisatorisch, weil Interoperabilität mit bestehenden Prozessen sichergestellt werden muss.
- Marktseitig, weil Use Cases geschaffen werden müssen, die Kundennutzen stiften und Akzeptanz fördern.
Diese Aspekte greifen wir in einer dreiteiligen Fachartikel-Serie auf, die mit diesem Beitrag verknüpft ist.
Weiterführende Fachartikel
Dieser einleitende Artikel bildet den Ausgangspunkt einer fortlaufenden Serie. Sobald die Fachartikel veröffentlicht sind, werden die Links hier eingebunden:
Technologie: ISO 20022 und API-Schnittstellen als Basis der technischen Umsetzung. Wir zeigen, wie Finanzinstitute ihre bestehenden Systeme an die neuen Nachrichtenstandards anpassen müssen und welche Rolle robuste API-Architekturen bei der Anbindung an das Eurosystem spielen.
Interoperabilität: Einbindung in bestehende Systeme, Erweiterung der Kernbankanwendungen und Integration in die SB-Infrastruktur (Geldautomaten, Non-Cash, etc.). Im Fokus steht, wie Institute parallel bestehende Zahlungsverkehrsprozesse stabil weiterführen können und gleichzeitig die Reichweite des Digitalen Euro über alle Kanäle sicherstellen.
Marktakzeptanz: Pilotprojekte wie „Tap’n Go“ im ÖPNV mit DPS und INIT als Beispiel für praxisnahe Umsetzung. Banken müssen hier prüfen, wie sich Use Cases mit hohem Kundennutzen entwickeln lassen und welche Investitionen in Infrastruktur und Kooperationen dafür notwendig sind.