Wie kann der Digitale Euro im Alltag funktionieren? Das hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen einer Innovationsplattform erstmals praktisch erprobt. DPS war dabei – gemeinsam mit INIT, dem international führenden Anbieter intelligenter Ticketing-Systeme für den öffentlichen Verkehr. Unser gemeinsamer Anwendungsfall: TapNGo-Zahlungen im ÖPNV, integriert in eine von der EZB bereitgestellte Sandbox-Umgebung für den Digitalen Euro.
Vom Konzept zur Integration
Im Projekt konnten wir zeigen, wie sich der Digitale Euro technisch in reale Systeme einbinden lässt. Über standardisierte REST-APIs kommunizierte unsere mobile Digital Wallet mit dem von der EZB simulierten Backend über die bereitgestellte Ticketing-Solution TapNGo. Dabei wurden sämtliche Objekte – von Transaktionen über Wallets bis hin zu Accounts – in UUID v4-Strukturen abgebildet. Dieses Setup ermöglichte es, unterschiedliche Zahlungsszenarien wie P2B, P2P und B2P realitätsnah zu testen und die damit verbundenen Abläufe – etwa Reservierungen, Funding-/Defunding-Prozesse oder End-of-Day-Settlements – zu validieren.
TapNGo als praxisnaher Use Case
Die von INIT bereitgestellte TapNGo-Plattform erwies sich als idealer Anwendungsfall. Sie ermöglicht kontaktloses Bezahlen im ÖPNV – ohne Registrierung, ohne vorherigen Ticketkauf. Fahrgäste checken mit einer Karte oder einem Smart Device ein, das Hintergrundsystem MOBILEvario bündelt alle Fahrten und berechnet automatisch den günstigsten Tarif nach Best-Price-Prinzip.
Dank der modularen Architektur und der SaaS-basierten Betriebsweise konnte das System mit der Digital Wallet direkt in die Testumgebung des Digitalen Euro eingebunden werden. Eine durchgängige API-Struktur sorgte dafür, dass alle Transaktionsdaten in Echtzeit übermittelt und protokolliert werden konnten – bei gleichzeitiger Offline-Fähigkeit an den Endgeräten.
Technologische Erkenntnisse aus der EZB-Sandbox
Für DPS bot das Projekt eine einzigartige Gelegenheit, architekturelle und funktionale Anforderungen an die künftige Infrastruktur des Digitalen Euro zu erproben:
- API-Kompatibilität: Die Sandbox-Umgebung war vollständig REST-basiert; Integrationspunkte ließen sich standardisiert ansprechen und erweitern.
 - Objektmodellierung: Alle Entitäten verfügten über eindeutige randomisierte UUID v4-Kennungen, was eine saubere Nachvollziehbarkeit und Korrelation von Transaktionen erlaubte.
 - Daten- und Prozessfluss: Wir konnten End-to-End-Verarbeitungen simulieren – von der Transaktionsanfrage bis zum Settlement. Dabei zeigte sich, wie wichtig strukturierte Event-Handling-Mechanismen und asynchrone Kommunikation für hohe Performance und Stabilität sind.
 - Interoperabilität: Die Integration verlief vollständig zahlungsmittelneutral – ein entscheidender Aspekt, um künftig nicht nur den Digitalen Euro, sondern auch Lösungen wie Wero oder andere CBDCs über die gleiche Wallet-Infrastruktur abwickeln zu können.
 
ÖPNV als Türöffner für Akzeptanz
Der öffentliche Nahverkehr ist ein idealer Testmarkt für den Digitalen Euro: Millionen Menschen nutzen ihn täglich, ohne komplexe Onboarding-Prozesse oder Systemkenntnisse. Hier kann eine digitale Zentralbankwährung erstmals spürbar werden – sicher, unmittelbar und alltagstauglich.
Durch die Integration in INITs TapNGo-System wurde sichtbar, dass technologische Machbarkeit und Nutzerfreundlichkeit kein Widerspruch sind. Eine einheitliche Schnittstellenarchitektur erlaubt es, bestehende Zahlungssysteme und neue CBDC-Komponenten harmonisch zu verbinden.
Der Digitale Euro wird dann erfolgreich sein, wenn er sich nahtlos in die Alltagsinfrastruktur einfügt. Der ÖPNV zeigt: Die technologischen Grundlagen sind gelegt – und die Brücke zwischen Vision und Realität ist gebaut.
Fazit: Von der Simulation zur Praxis
Mit der Teilnahme an der EZB-Innovationsplattform konnten wir praktische Erfahrungen mit der API-Kommunikation, Datenmodellierung und technischen Prozessintegration des Digitalen Euro sammeln – Erfahrungen, die jetzt einen realen Wissensvorsprung schaffen.
Dieses Know-how nutzen wir, um Banken, Zahlungsdienstleister und öffentliche Betreiber dabei zu unterstützen, sich frühzeitig auf die CBDC-Readiness vorzubereiten: Durch API-Strategien, Testframeworks und Integration in bestehende Zahlungsverkehrsprozesse.
Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich dabei nicht nur auf den Digitalen Euro, sondern ebenso auf die Integration weiterer europäischer Bezahllösungen – insbesondere Wero – übertragen. Damit schaffen wir eine Grundlage für zukunftsfähige, interoperable Zahlungsinfrastrukturen in Europa.
Weiterführende Informationen:
– INIT: Ticketing-as-a-Service mit TapNGo
– INITiativ Magazin 2/2025: „Sicher wie Bargeld, praktisch wie eine Karte“
Hinweis gemäß EZB-Kommunikationsrichtlinien:
Dieses Projekt wurde eigenständig durchgeführt und spiegelt ausschließlich die Sicht und Analyse der Autorinnen und Autoren wider. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat daran nicht mitgewirkt, keine Inhalte beigesteuert und das Projekt nicht unterstützt. Alle geäußerten Meinungen, Ergebnisse, Schlussfolgerungen oder Empfehlungen sind ausschließlich die der Autorinnen und Autoren und geben nicht die Positionen oder Ansichten der EZB wieder.