Von Marcus Heuser
Schon vor der 8. Fontus User Group am 23. September 2025 war klar, dass das Projekt Fontus in eine neue Phase eintritt. In unserem letzten Update hatten wir bereits auf eine bevorstehende Verschiebung hingewiesen. Nun wurde deutlich: Der bisherige Zeitplan ist nicht mehr zu halten – ein voraussichtlicher Zielkorridor wurde erstmals benannt.
Architektur im Umbau – Go-Live-Ziel voraussichtlich ab Ende 2027
Technisch stehen bei WM Datenservice derzeit zwei zentrale Architekturbausteine im Fokus, die in aktuellen Testläufen deutlich hinter den Performanceanforderungen zurückblieben. Die Verarbeitung großer Batch-Läufe ist nach aktuellem Stand rund Faktor 9 – 10 zu langsam, so die Verlautbarungen. Auch die Regelverarbeitung zeige strukturelle Herausforderungen. Eine Optimierung im bestehenden Setup reiche nicht aus – stattdessen werde eine tiefgreifende Anpassung erforderlich.
Der bislang avisierte Go-Live im März 2027 ist damit nicht mehr realistisch. WM nennt nun einen voraussichtlichen Zielkorridor zwischen Q4/2027 und Q1/2028. Eine verbindliche Festlegung soll nach Abschluss einer Proof-of-Concept-Phase bis Ende 2025 erfolgen.
Komplexitätsreduktion nicht umsetzbar
Eine häufig geäußerte Marktanforderung – das weitere Vorziehen zusätzlicher D20-Felder – wird nicht realisiert. So wird auch das Feld GV1F5 nicht mehr vorgezogen, wie ursprünglich zu Ende August 2025 geplant. WM Datenservice begründet dies mit nicht ausreichenden internen Kapazitäten. Auch eine Reduktion der fachlichen Komplexität ist nach aktuellem Stand nicht möglich, so die Aussage im Rahmen der User Group. Verwiesen wurde dabei auf Abhängigkeiten der historisch gewachsenen IT-Systeme.
Fontus trifft auf T+1
Besonders brisant ist die zeitliche Überschneidung mit weiteren Marktprojekten, allen voran T+1 Europa. Auch hier rückt das Thema Performance in den Mittelpunkt: Der Abwicklungszyklus im Wertpapiergeschäft soll auf nur noch einen Tag verkürzt werden – mit unmittelbaren Folgen für Prozessgeschwindigkeit, Datenqualität und Systemarchitektur. In folgender Grafik haben wir die Timelines beider Großprojekte nach aktuellen Informationen (23.09.2025) übereinandergelegt. Dabei wird deutlich, dass insbesondere das Testmanagement als kritischer Faktor zusätzlich an Bedeutung gewinnt.

Zwei Projekte, die eine Vielzahl an Systemen eines Finanzinstituts betreffen – eine gemeinsame Herausforderung. Die Fähigkeit, komplexe Daten zuverlässig und in kürzester Zeit zu verarbeiten, wird in beiden Fällen zum kritischen Erfolgsfaktor.
Fazit
Fontus bleibt ein zentrales Infrastrukturprojekt – und die nun erstmals genannte Verschiebung bis (voraussichtlich) 2028 unterstreicht die Bedeutung einer realistischen Planung und professionellen Begleitung. Gleichzeitig drängen mit T+1 und UNO weitere Großprojekte in die Umsetzungsphase – mit ähnlich hohen Anforderungen an Systemstabilität und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
DPS behält für seine Kunden alle relevanten Timelines und Änderungen im Blick. Wir stehen beratend bei Projektsteuerung und -arbeit zur Seite. Gerade in Phasen, in denen parallele Projektpläne auf noch nicht definierte Variablen treffen, ist es entscheidend, den Überblick zu behalten. So können Finanzinstitute sicherstellen, dass sie die Klippen von Fontus, T+1 und UNO sicher umschiffen.
Für Fragen oder kurzfristige Unterstützung erreichen Sie unser Team auch direkt unter: fontus@dps.de
Das Thema wird von unserem Experten seit 2024 in mittlerweile fünf weiteren veröffentlichten Beiträgen begleitet. Eine Auflistung der Beiträge finden Sie hier.