Von Marcus Heuser
Der hierzulande führende Anbieter von Finanzmarktdaten, der WM Datenservice, hat ein neues Projekt ins Leben gerufen, das auf den früheren Bemühungen des Vorhabens EDDy_neu aufbaut. Unter dem Namen Fontus steht jetzt die tiefgreifende Überarbeitung der Stammdatenanlieferung für Wertpapiere an. Um die Migration rechtzeitig vor dem „Go live“ im 3. Quartal 2026 abschließen zu können, müssen Banken ihre Fontus-Projekte jetzt aufsetzen.
Hintergrund: Mit EDDy_neu (Enhanced Data Delivery ) hatte sich der WM Datenservice im Jahr 2019 dem Ziel einer grundlegend modernisierten IT-Infrastruktur verschrieben, die mit einer optimierten Datenabnahme einhergehen soll. Die Testphase des Projekts zeigte dann 2022, dass die Abläufe und der Datenverkehr zwischen Datenservice, Kunden und IT-Dienstleister noch nicht reibungslos funktionierten. Auch hatten Rückmeldungen von Kunden aus der Testphase erkennen lassen, dass viele Marktteilnehmer mit ihren internen Projekten noch nicht ausreichend auf den Relaunch vorbereitet waren. Der für Ostern 2023 geplante Start der EDDy_neu-Schnittstelle wurde folgend abgesagt, um die Projektplanung neu zu ordnen und die Marktakteure noch besser einzubinden.
Neue Kooperation, Fortschritte und aktueller Stand
Ein zentrales Element der Neuausrichtung ist die strategische Partnerschaft mit IBM. Der Kooperationspartner bringt umfangreiche Erfahrung in der Reorganisation komplexer IT-Infrastrukturen mit, was sicherstellen soll, dass Fontus nicht nur technologisch auf dem neuesten Stand ist, sondern auch die höchsten Standards in Sachen Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit erfüllt.
Seit dem Neustart hat Fontus gerade bei der Einbindung von Marktakteuren (u.a. Banken und Fondsdienstleister) deutliche Fortschritte gemacht. Ein zentrales Gremium, das Technical Sounding Board (TSB), tagt regelmäßig, um die Entwicklung zu steuern und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Kunden im Fokus bleiben. In der letzten Sitzung im Juli 2024 wurden mehrere wichtige Meilensteine erreicht, die den weiteren Projektverlauf entscheidend beeinflussen.
Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt dabei auf dem Migrationsvorgehen. Hierbei handelt es sich um einen zweistufigen Prozess, der eine sorgfältige Vorbereitung und die anschließende schrittweise Datenmigration beinhaltet. Dieser Prozess soll sicherstellen, dass die Umstellung auf das neue System reibungslos und ohne größere Unterbrechungen bis Ende 2026 verläuft.
Die Zeit drängt: Fontus-Projekte jetzt aufsetzen
Stichwort Migration: Mit Blick auf die Erfahrungen bei EDDy_neu lässt sich festhalten, dass die Banken ihre Fontus-Projekte jetzt zeitnah aufsetzen müssen, um die Synergien des neuen Abstimmungsprozesses zwischen WM und Datenlieferanten vollständig heben zu können und die Migration rechtzeitig vor dem geplanten „Go live“ in Q3/2026 abschließen zu können. Die Migrationsvorbereitung der externen WM-Kunden soll nach aktueller Planung bereits in Q3/2025 beginnen.
Voraussichtliche Timeline zur Migrationsvorbereitung lt. WM Datenservice – Fontus Information I068 v. 23.07.2024
Um ein tiefes Verständnis für deren spezifische Migrationsbedürfnisse zu gewinnen, wurde bereits ein Fragebogen entwickelt, der alle relevanten Themenbereiche abdeckt. Besonders die Anforderungen an die Testdaten werden detailliert erfasst, um sicherzustellen, dass die Migrationsvorbereitung diesmal optimal unterstützt wird. Noch bis zum 13. Oktober 2024 können Finanzinstitute Angaben zu ihrem individuellen Umstieg auf Fontus einreichen.
Während der Migration selbst erfolgt die Datenübertragung dann in zwei Schritten: Zunächst die Hauptmigration, gefolgt von einer Deltamigration, um eventuelle Änderungen oder Updates im produktiven System abzubilden. Diese stufenweise Herangehensweise erlaubt es, auch ohne lange Ausfallzeiten die Datenmigration erfolgreich abzuschließen.
Technische Herausforderungen
Die Komplexität des Projekts erfordert eine Reihe technischer Lösungen, um den zahlreichen Anforderungen gerecht zu werden. Dazu gehört unter anderem die Lieferung produktionsnaher Testdaten, die sowohl in der Vorbereitungsphase als auch während des sogenannten User Acceptance Tests (UAT) bereitgestellt werden. Diese Tests sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass alle Prozesse wie geplant funktionieren und die Datenintegrität gewährleistet ist.
Ein weiteres Thema, das intensiv diskutiert wurde, ist der Umgang mit Änderungen während der Migrationsvorbereitung. Fehler, die identifiziert werden, sollen umgehend korrigiert und alle betroffenen Kunden entsprechend informiert werden.
Stammdatenlieferung im XML-Format
Besonderes Augenmerk sollte Banken und Fondsdienstleister auf die Tatsache legen, dass Stammdaten bei Fontus künftig auch im XML-Format angeliefert werden können. Hier bietet sich die Gelegenheit, einen Startpunkt für die Vereinheitlichung der hauseigenen Datenformate im Wertpapierbereich zu setzen. Denn ähnlich wie beim Zahlungsverkehr wird sich der XML-basierte Standard ISO 20022 auch bei der Wertpapierabwicklung über kurz oder lang als „new normal“ etablieren.
Kompetente Beratung zu Fontus
Umfangreiche Projekterfahrung in Sachen Datenmigration im Finanzsektor; kombiniert mit unserer breiten Kapitalmarkt-Expertise – auf diesen beiden Säulen fußt das Beratungsangebot von DPS für die an Fontus angebundenen Marktakteure. Von einer initialen Auswirkungsanalyse, bis hin zur Vorbereitung und Begleitung der Migration unterstützen wir Sie gerne!